Ecobricks – Die Häuser aus Plastikflaschen
Wir alle wissen, dass Unmengen Plastikmüll auf Müllkippen, in Flüssen, im Meer und in der Müllverbrennungsanlage landen.
Aber gibt es außer dem Recyclen nicht vielleicht auch andere Möglichkeiten der Wiederverwendung?
Gerade in armen Ländern, in denen in der Regel ein ziemlich großes Problem mit den Bergen von Plastikmüll besteht, wäre es doch toll, wenn man mit all den Plastikflaschen was Sinnvolles machen könnte.
Ecobricks scheinen einen echte Antwort auf diese Frage zu geben und sind ein unglaublich interessantes und pfiffiges Projekt. Wir haben uns das Projekt näher angeschaut.
Was ist Ecobricking?
Das sogenannte Ecobricking nutzt die durchaus positiven Eigenschaften von Plastik, um es als Baumaterial zu verwenden. Das Anwachsen von Plastikmüllbergen kann dadurch reduziert werden. Ecobricks verkörpert somit ein regeneratives Prinzip.
Ecobricks ermöglichen die potenziellen problematischen Eigenschaften von Kunststoff für etwas Positives zu nutzen. Denn genau der Umstand, dass es hunderte ja sogar tausende von Jahren dauert, bis sich das Plastik zersetzt, macht es zu einem unglaublich haltbaren und vielseitigen Werkstoff.
Außerdem bringt uns das Projekt Ecobricks zum Nachdenken und hoffentlich auch zu einem Umdenken.
Kunststoff ist ein vielseitiges Material oder „Das Problem ist immer die Lösung“ (Bill Molison)
Man kann es lieben oder hassen aber Plastik ist einzigartig und ist aus dem modernen Leben (leider) kaum noch vollständig wegzudenken.
Plastik wird nicht nur in Plastikflaschen, Verpackungen, Tupperware, Elektrogeräten und ähnlichen Dingen verwendet, sondern ermöglicht auch fotografischen Film, Textilien, Schuhsolen etc.
Es zersetzt sich nur sehr, sehr langsam und ist somit unglaublich haltbar und widerstandsfähig. Es leitet keinen Strom, ist wasserdicht und leicht.
Bei Ecobricks werden nun genau diese Eigenschaften von Kunststoff – Langlebigkeit, Haltbarkeit und Wasserechtheit – für etwas Nützliches verwendet.
Kunststoffe in der Biosphäre stören Flora und Fauna gleichermaßen. Toxische Nebenprodukte gelangen ins Grundwasser, Flüsse verdrecken, Tiere verenden mit Plastiktüten um den Hals, im Meer bilden sich riesige Teppiche aus Plastikmüll mit Ausdehnungen von vielen km.
Durch die Verwendung von Ecobricks können Materialien, die schädlich für die Umwelt und die sensiblen Öko Systeme sind, langfristig aufbewahrt und kontrolliert werden. Denn Kunststoffe zerfallen und kontaminieren, wenn ihre Oberfläche den Elementen (insbesondere Sonne, Wasser und Reibung) ausgesetzt ist. Durch das Einschließen von Kunststoffprodukten wie Plastiktüten, Strohhalme, Verpackungen, etc. in eine Flasche wird die Nettooberfläche des Kunststoffs um den Faktor von mehreren Tausend reduziert.
So stellt man Ecobricks her
Einer der wichtigsten Aspekte der Ecobrick-Herstellung ist die Bildung des ökologischen Bewusstseins. Die Arbeit ist zwar einfach aber auch etwas mühselig und aufwendig und man merkt schnell, was alles so an Plastik anfällt. Es kann tatsächlich Stunden an Arbeit und einen großen Sack Plastik kosten, um einen einzelnen 1.5L Ecobrick herzustellen. Der Prozess ist von Natur aus tendenziell meditativ, wodurch man Zeit und Gelegenheit für die existentielle Reflexion über Plastikmüll bekommt.
Wichtig ist, dass die Plastikflaschen wirklich gut mit anderem Plastikmüll gestopft werden. Man kann wirklich nur staunen, wie viel da rein passt. Ist die Flasche nicht richtig voll, leidet die Tragekraft, da sie eingedrückt werden kann.
Aus den fertigen Ecobricks kann man dann Module zusammenfügen. Dies geschieht unter Verwendung von Silikon aus einer Silikonpistole, die man im Baumarkt erwerben kann. Hierbei gibt es Module in verschiedenen Formen.
Aus den Modulen kann man dann Tische, Stuhle und vieles mehr bauen. Oder diese als im Bau mitverwenden.
Ecobricks statt Recycling
Recycling ist natürlich gut, aber man sollte sich nicht täuschen lassen, Recycling verbraucht Energie. Zudem ist Recycling auch kein einfacher Prozess, sondern es werden komplexe Maschinen und Anlagen dafür benötigt. Gerade in vielen Entwicklungsländern ist ein Recyclen in größerem Maßstab nicht möglich, sehr oft noch nicht mal im Kleinen. Das Plastik landet unweigerlich im Meer, am Strand, in den Flüssen, in Wald und Feld oder im „besten“ Fall wenigstens auf der Müllkippe.
Genau da ist Ecobricking eine wundervolle Sache. Denn zum einen bindet man den schädlichen Plastikmüll und kann in zum anderen praktisch nutzen. Gerade in warmen Entwicklungsländern kann hervorragend mit Ecobricks gebaut werden, denn eine komplexe Isolationstechnik und komplizierte Bauweise sind nicht von Nöten.
Und mal ehrlich, am Strand sehen Plastikflaschen und Plastikmüll als Hocker und Tische der kleinen Strandbar besser aus, als wenn sie den Strand und das Meer verschmutzen.
Schule aus Ecobrick
Zum Schluss möchten wir noch ein ganz besonders tolles Beispiel erwähnen – das deutsch-südafrikanische Gemeinschaftsprojekt EcoBrick Exchange. Dieses vorbildliche Projekt hat sogar den „Climate Change Award“ in Kapstadt sowie den SEED Award der Vereinten Nationen und den Architecture for Social Gains Award gewonnen. Dieses ganzheitliche Konzept geht nämlich gleich zwei große Probleme in Südafrika an:
- sozioökonomisches Ungleichgewicht
- hoher Plastikverbrauch und riesige Mengen Plastikmüll.[1]
Deine Meinung ist gefragt!
Wie findest du das Projekt Ecobricks? Welche Ideen fallen dir noch ein, um Plastik gewinnbringend zu nutzen?
Solltest du noch Fragen oder Anregungen haben – dann schreib uns gerne ein Kommentar.
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Sehr cooler Artikel, vor allem sehr cooles Projekt! Trotzdem frage ich mich, ob das Projekt langfristig gesehen, wirklich so nachhaltig ist. Denn scheint es auf den ersten Blick super, wenn Plastikabfall wiederverwendet werden kann, so sehe ich es gleichzeitig etwas kritisch, wenn unser „Müll“ in armen Ländern dann als Baumaterial genutzt werden soll.
Vor allem ob die Bewohner, die das Plastik „meditativ“ Zusammenstecken, die richtigen sind, um sich über die Langlebigkeit von Plastik Gedanken zu machen, ist fraglich – denn eigentlich sollten sich doch genau diejenigen das fragen, die den Abfall produziert haben? Oder wie seht ihr das?
Hey Kathrin,
vielen Dank für deinen Kommentar. :)
Wir wissen was du meinst. Vor allem auch dahingehend, dass Plastik von den Bewohnern durch seinen Nutzen auch als etwas positives wahrgenommen werden könnte. Es ist natürlich wünschenswert, dass die Verursacher von diesem Problem etwas ändern und so schon im Vorfeld vermieden wird das es überhaupt soweit kommt.
Bis das aber soweit ist, denken wir, dass es eine gute Lösung ist den Plastik Abfall so lange zu binden bis wir einen besseren Weg gefunden haben damit umzugehen. Auf diese Weise wird immerhin vermieden, dass Tiere den Müll fressen und sterben oder er sich im Meer zu Mikroplastik zersetzt.
Mit lieben Grüßen
Dein EcoYou-Team
Hi…. Kann ich meine Ecobricks irgendwo verschenken?
Hey Debby,
vielen Dank für deine Frage.
Soweit wir wissen, ist es nicht Möglich die Ecobricks zu verschenken. :(
Mit lieben Grüßen
Dein EcoYou-Team